- Bei flächendeckender Tarifbindung im Südwesten hätten die Beschäftigten im Schnitt mehr als 2.900 Euro mehr netto im Jahr.
- Die Sozialversicherungen würden sechs Mrd. Euro mehr einnehmen. Das Aufkommen aus der Einkommensteuer wäre um 3,6 Mrd. Euro höher.
- Mehr Tarifbindung bedeutet mehr Arbeitsplatzsicherheit, mehr Wachstum und mehr soziale Stabilität. Schädliche Diskussionen um Sozialabbau wären hinfällig.
- Die Bundesregierung muss einen nationalen Aktionsplan für mehr Tarifbindung vorlegen: mit dem Bundestariftreuegesetz und mehr Allgemeinverbindlichkeitserklärungen.
- Auch Baden-Württemberg muss sich zur Tariftreue bekennen und öffentliche Aufträge fair vergeben.
Fehlende Tarifbindung kommt die Allgemeinheit teuer zu stehen. Neueste Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigen für Baden-Württemberg: Die Sozialversicherungen haben durch Lohndumping und fehlende Tarifbindung jährlich rund sechs Milliarden Euro weniger Einnahmen. Dem Fiskus entgehen etwa 3,6 Milliarden Euro an Einnahmen aus der Einkommensteuer.
Die mangelnde Tarifbindung schmälert auch die Kaufkraft der Beschäftigten erheblich: Wer in Baden-Württemberg nicht nach Tarif bezahlt wird, hat im Jahresdurchschnitt über alle Branchen hinweg netto 2.928 Euro weniger Entgelt. Würden in Baden-Württemberg überall Tarifverträge angewandt, ergäbe sich daraus ein Plus von 8,2 Milliarden Euro an Kaufkraft für die Beschäftigten. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Tarifverträge sind nicht nur ein Garant für faire Löhne. Sie sind auch eine gesamtgesellschaftliche Investition in Wachstum und soziale Sicherheit.
Kai Burmeister, Vorsitzender DGB Baden-Württemberg: „Im Südwesten profitiert heute nur noch etwa jeder zweite Beschäftigte von einem Tarifvertrag. Diesen Trend müssen wir umkehren. Denn Tarifflucht schadet unserer Wirtschaft, schwächt den Sozialstaat und verhindert durch geringere Steuereinnahmen öffentliche Investitionen. Mit mehr Tarifbindung würden die Lücken im Haushalt drastisch schrumpfen. Statt einer schädlichen Diskussion um soziale Einschnitte ist die Politik gut mit einer stärkeren Tarifbindung beraten, denn damit kommt Geld in die öffentliche Kasse.“
Burmeister weiter: „Als Gewerkschaften setzen wir uns für eine Trendwende ein. Es müssen wieder mehr Beschäftigte von einem Tarifvertrag profitieren. Gerade angesichts von Arbeitsplatzabbau bieten Tarifverträge einen besseren Schutz: durch Beschäftigungsgarantien und Betriebsvereinbarungen. Tariflose Arbeitgeber stehlen sich aus ihrer sozialen Verantwortung.“
Der DGB fordert einen nationalen Aktionsplan für mehr Tarifbindung. Die Politik muss endlich die Rahmenbedingungen schaffen, damit Tarifbindung wieder zur Regel wird: Im Rahmen der EU-Mindestlohn-Richtlinie steht die Bundesregierung in der Pflicht, dafür bis Jahresende einen nationalen Aktionsplan mit wirksamen Maßnahmen vorzulegen.
„Eine hohe Tarifbindung ist ein Motor für Wirtschaftswachstum: Sie stärkt die Binnennachfrage und sichert gute, nachhaltige Arbeit. Deshalb machen wir uns im Land und im Bund für mehr Tarifbindung stark“, so der DGB-Vorsitzende.
Der DGB fordert, dass öffentliche Aufträge und Fördermittel grundsätzlich nur an Unternehmen vergeben werden, die Tarifverträge anwenden. Deshalb muss die Bundesregierung das Bundestariftreuegesetz auf den Weg bringen. Darüber hinaus soll sie – wie im Koalitionsvertrag vorgesehen – Gewerkschaften ein verbessertes digitales Zugangsrecht zu den Betrieben einräumen und die steuerliche Absetzbarkeit von Gewerkschaftsbeiträgen verbessern. Zusätzlich braucht es weitreichende Maßnahmen zur Stärkung der Tarifbindung: Bei Aufspaltung oder Abspaltung von Unternehmen müssen bestehende Tarifverträge bis zu einer neuen Vereinbarung fortgelten. Zudem muss es leichter werden, Tarifverträge für alle Unternehmen einer Branche allgemeinverbindlich zu erklären. Die konkreten Vorschläge des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften sind in einem 14‑Punkte‑Positionspapier zusammengefasst.
Hintergrund:
Das Positionspapier finden Sie hier, alle Infos rund um Tarifbindung auf unserer Schwerpunktseite.
Ansprechpartner bei Fragen zur Datenberechnung:
Robby Riedel (Telefon: 030 / 240 60-302 oder Mail: robby.riedel@dgb.de)