Die ressortübergreifende Landeskonzeption für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist ein wichtiger Meilenstein, um Prävention und den Umgang mit Gewalt im öffentlichen Dienst zu verbessern.
Maren Diebel-Ebers, stellvertretende Vorsitzende DGB Baden-Württemberg: „Die Zahl der Übergriffe auf Kolleginnen und Kollegen, die sich jeden Tag für ein funktionierendes Zusammenleben einsetzen, hat ein extremes Ausmaß erreicht. Wir begrüßen es sehr, dass die Landesregierung sich dieses Problems systematisch und dauerhaft annimmt. Wesentliche gewerkschaftliche Punkte finden sich in der Konzeption wieder. Jetzt braucht es aber auch eine schnelle und umfassende Umsetzung über alle Führungsebenen und Ressorts hinweg. Mehr Sicherheit am Arbeitsplatz und mehr Unterstützung bei Übergriffen sind die Gradmesser für ein erfolgreiches Konzept gegen Gewalt an Beschäftigten.“
Hanna Binder, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Gut, dass die Landesregierung die ständig weiter zunehmende Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst in den Fokus rückt und die Dienststellen dazu auffordert, eigene Konzepte zu erarbeiten. Die Kolleginnen und Kollegen wissen am besten, wann und wo sie von Gewalt bedroht sind und deshalb täglich mit Angst zur Arbeit kommen müssen. Sie müssen deshalb mit am Tisch sitzen, wenn vor Ort für alle Arbeitsbereiche Gefährdungsbeurteilungen erstellt werden, auf deren Basis Verbesserungen der Sicherheit erfolgen sollen."
Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): „Bildungseinrichtungen sind immer ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Vor allem die verbale Gewalt unter Schüler*innen und auch gegenüber Lehrkräften über Social-Media-Kanäle hat zugenommen. Wir brauchen vor allem mehr Zeit, um Präventionskonzepte ausbauen und Konflikte gut lösen zu können. Das geht nur über eine Lockerung der Schuldenbremse, damit mehr Personal in Kitas und Schulen geholt werden kann. Nur 55 Prozent der 2.400 Grundschulen im Land erhalten Unterstützung durch Schulsozialarbeit. Wir schlagen vor, dass das Land in einem Stufenplan jährlich 100 neue Stellen für Schulsozialarbeiter*innen schafft.“
Gundram Lottmann, Landesvorsitzender Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Im vergangenen Jahr wurden 13.581 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte Opfer von Gewalt – diese Zahl spricht eine deutliche Sprache! Es muss jetzt und schnell gehandelt werden, um diesen seit Jahren steigenden Gewaltzahlen Einhalt zu gebieten. Das Landeskonzept für einen besseren Schutz der Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist dazu geeignet, im Bereich der Prävention, der Intervention und der Nachsorge neue Impulse zu setzen. Hierzu müssen aber auch die erforderlichen Gelder im Haushalt bereitgestellt und freigegeben werden. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes haben dies zum Schutz vor Gewalt im Arbeitsalltag verdient!“
Jörg Kübart, Landesvertretung Forst der IG BAU: „Es kann nicht sein, dass Waldbesucher Sperrungen bei Holzeinschlag missachten, die zu ihrer eigenen Sicherheit aufgestellt wurden und dann auch noch die dort arbeitenden Forstwirte beleidigt werden. Ebenso ist es ein Unding, wenn Naturschutzpersonal angegriffen wird, wenn es auf die einschlägigen Naturschutzvorschriften hinweist.“
Hintergrund:
Der DGB beobachtet bereits seit mehreren Jahren mit großer Sorge die zunehmende Gewalt gegenüber Beschäftigten des öffentlichen Dienstes. In Umfragen haben mehr als zwei Drittel der Beschäftigten angegeben, dass sie im Rahmen ihrer dienstlichen Aufgaben Opfer von psychischer oder physischer Gewalt geworden sind.
Der DGB hat bereits 2020 die Initiative „Vergiss Nie, hier arbeitet ein Mensch“ gestartet. Die Initiative zeigt auf Plakaten, Flyern und auf Social Media, warum Gewalt gegen Beschäftigte für die Betroffenen katastrophal und für unsere Gesellschaft insgesamt schädlich ist. Das nun verabschiedete Landeskonzept sehen wir auch als Erfolg der Aufklärungskampagne https://mensch.dgb.de.
Ansprechpartner:
Dominik Gaugler, Abteilungsleiter öffentlicher Dienst (mobil 0151 53331553 oder dominik.gaugler@dgb.de)