Rund 44.000 Menschen haben heute auf dem Stuttgarter Schlossplatz ein Zeichen der Hoffnung gegen den Rechtsruck in Politik und Gesellschaft gesetzt. Auf Initiative des BUND Baden-Württemberg hatte ein breites Bündnis von Organisationen im Land zur Kundgebung „Wir sind die Brandmauer!“ aufgerufen. Angetrieben von den aktuellen Entwicklungen in der Bundespolitik nutzten zehntausende Menschen in der Landeshauptstadt die Gelegenheit, ein entschlossenes Zeichen gegen Hass, Ausgrenzung und rechte Ideologie und für Zusammenhalt, Menschenrechte und den Schutz unserer Lebensgrundlagen zu setzen.
Sylvia Pilarsky-Grosch, BUND-Landesvorsitzende: „Umwelt- und Naturschutz umfasst den Schutz der Würde des Menschen und seiner Lebensgrundlagen. Beides sehen wir durch den um sich greifenden Rechtspopulismus und die unverhohlen zur Schau gestellte Missachtung unseres Rechtsstaats massiv bedroht. Nur im Rechtsstaat kann Umwelt und Natur geschützt werden.“
Sabine Foth, Präsidentin der Landessynode des kirchlichen Parlamentes: „Ich bin fassungslos, wie derzeit in Gesellschaft und Politik agiert wird. Für das Verhältnis der Menschen untereinander ist die Nächstenliebe zentral - nicht nur für Christinnen und Christen. Es gibt keine Definition, wer nicht als mein Nächster gilt. Barmherzigkeit, das Herz öffnen für Menschen, die in Not sind und sie nicht abzuweisen, das ist eine wichtige Eigenschaft für uns alle.”
Kai Burmeister, Vorsitzender DGB Baden-Württemberg: „Nichts, aber auch gar nichts würde in diesem Land besser, wenn Rechtsextreme etwas zu sagen hätten. Sie wollen das Fundament unserer Arbeitsplätze und unseren Sozialstaat zerstören. Dagegen stellen sich die Gewerkschaften mit aller Macht. Denn nie wieder ist jetzt.“
Karin Schieszl-Rathgeb, Ordinariatsrätin Diözese Rottenburg-Stuttgart: „Unser Kreuz hat keine Haken! Als Christinnen und Christen sagen wir klar: Fremdenhass, Rassismus und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Demokratie lebt von Verantwortung – also zeigen wir Haltung und stellen uns dem Rechtsruck und Extremismus entschlossen entgegen!”
Furkan Yüksel, Bildungsreferent zu Antisemitismus und Rassismus: „Wir leben am Ende des Tages immer noch in einer Gesellschaft, in der man sich eher die Frage stellt, wie man rechtsextreme Wähler zurückgewinnt, als zu fragen, wie man Betroffene von Rechtsextremismus schützen kann. Das muss sich ändern!“
Joe Bauer, Netzwerk gegen rechts - für eine bessere Demokratie: „Seit langem führen die Rechten einen strategischen Kulturkampf gegen demokratische Errungenschaften und Freiheiten: Angriffe auf unsere Lebensweise, auf unsere internationale Kunst. Wir müssen uns endlich zusammentun: ohne Scheuklappen, ohne Parteisoldatentum.“
Für die musikalische Begleitung sorgten die Stuttgarter Band JISKA und Patrick Bopp, freier Chorleiter und Mitglied der Vocal-Comedy-Gruppe Füenf.
Die Unterstützer*innen im Land:
Aidshilfe Baden-Württemberg, AWO Bezirksverband Württemberg e. V., BUND Baden-Württemberg, BUNDjugend Baden-Württemberg, Campact e.V., Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Der Kinderschutzbund Landesverband Baden-Württemberg e.V., Der Paritätische Baden-Württemberg, Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V. Landesverband Baden-Württemberg, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg, Diözese Rottenburg-Stuttgart, Evangelische Landeskirche in Württemberg (K.d.ö.R.), Flüchtlingsrat Baden-Württemberg e.V., Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Landesbezirk Südwest, IG Metall Baden-Württemberg, Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Bezirksverband Nordwürttemberg, Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Landesbezirk Baden-Württemberg, LAGO Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung Baden-Württemberg e.V., Landesjugendring Baden-Württemberg e. V., Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e.V., NABU (Naturschutzbund Deutschland) Landesverband Baden-Württemberg e. V., NaturFreunde Württemberg Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur e.V., OMAS GEGEN RECHTS Deutschland e.V., Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg e.V., ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Landesbezirk Baden-Württemberg, Volkshochschulverband Baden-Württemberg e. V.
Sylvia Pilarsky-Grosch: „Dass sich so viele Organisation kurzfristig die Kundgebung unterstützten, ist ein starkes Zeichen und gibt Hoffnung. Wir rufen alle dazu auf, auch in den nächsten Wochen bis zur Bundestagswahl am 23. Februar weiter auf die Straße zu gehen. An den kommenden Wochenenden gibt es dazu viele weitere Gelegenheiten – das Ländle muss laut bleiben und gemeinsam Herz zeigen!“
Hintergrund:
Kurz vor der Bundestagswahl am 23. Februar steht Deutschland am Scheideweg. Der Rechtsruck ist allgegenwärtig. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik bekam am Mittwoch ein Antrag im Bundestag mithilfe der AfD eine Mehrheit. Die parlamentarische Brandmauer ist damit gefallen. Bei der Kundgebung hielten die Teilnehmer*innen dagegen und zeigten: Nicht mit uns – wir sind die Brandmauer! Sie forderten unter anderem ein Ende der Zusammenarbeit mit Rechtsextremen, den Schutz unserer Demokratie, klare Regeln gegen Desinformation, Investitionen in eine gerechte, ökologische Zukunft, den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu stärken und die Grundsätze einer humanen und solidarischen Gesellschaft zu bewahren sowie grundlegende Menschenrechte nicht weiter auszuhöhlen.
Fotos zur Berichterstattung:
Bilder von der Kundgebung werden am Samstagabend unter folgendem Link für die Berichterstattung kostenlos zur Verfügung gestellt (bitte Urhebervermerk im Dateinamen beachten): https://cloud.bund.net/index.php/s/iLSCRF4wG3RccJd