Mit Beginn der Rabattwoche rund um die „Black Week“ starten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg, ver.di Baden-Württemberg und das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität erneut ihre gemeinsame Kampagne „Fair Delivery“. Ziel ist es, die Öffentlichkeit auf die teils dramatischen Arbeitsbedingungen in der Kurier-, Express- und Paketdienst-Branche (KEP) aufmerksam zu machen, Druck auf Politik und Arbeitgeber zu erhöhen und Beschäftigte über ihre Rechte zu informieren.
Während sich Kund*innen über besonders günstige Online-Angebote freuen, zahlen viele Zustellerinnen und Zusteller dafür den Preis: Der Arbeitsalltag in der Branche ist häufig geprägt von extremem Zeitdruck, prekären Arbeitsverhältnissen und systematischen Rechtsverstößen – insbesondere in der Subunternehmerstruktur. Überdurchschnittlich betroffen sind migrantische Beschäftigte, denen Löhne vorenthalten oder grundlegende arbeitsrechtliche Standards verweigert werden.
Die Branche boomt: Zwischen 2019 und 2024 stiegen die jährlichen Paketsendungsmengen um knapp 50 Prozent auf etwa 4 Milliarden Stück. Der Paketmarkt erreichte damit ein Volumen von 16,5 Milliarden Euro. (Quelle: Gute Arbeit bei Paketdiensten? - input consulting)
Die Realität hinter diesem Wachstum bleibt erschreckend: Viele Fahrerinnen und Fahrer sind tagtäglich zehn bis zwölf Stunden unterwegs, oft ohne echte Pausen, unter permanenter Kontrolle und teilweise unter Mindestlohnniveau. Trotz der bekannten Probleme ist bislang wenig passiert, um die Situation der Beschäftigten spürbar zu verbessern.
Unsere Forderungen an Politik und Unternehmen
- Outsourcing durch Subunternehmen verbieten
und eine Pflicht zur Eigenbeschäftigung einführen. - Effektivere Kontrollen einführen
und unredliche Unternehmen härter bestrafen. - Die 20-Kilo-Grenze für Pakete
zum Schutz der Gesundheit konsequent umsetzen.
Maren Diebel-Ebers, stellvertretende Vorsitzende des DGB Baden-Württemberg, mahnt: „Der Onlinehandel erzielt Rekordumsätze, doch viele Paketzustellerinnen und Paketzusteller werden wie Beschäftigte zweiter Klasse behandelt. Die Politik lässt diese Ausbeutung seit Jahren zu und nimmt die Konzerne nicht in die Verantwortung. Wir brauchen endlich gesetzliche Vorgaben, die das Outsourcing begrenzen und die Rechte der Beschäftigten wirksam schützen.“
ver.di setzt sich seit Jahren dafür ein, Tarifbindung und faire Arbeitsbedingungen in der KEP-Branche zu stärken – von angemessenen Löhnen über die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes bis hin zu besseren Kontrollen. Beata Phangthong, Bereichsleiterin ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg: „Wir appellieren an die Politik, die KEP-Branche endlich wirksam zu entlasten und Beschäftigte zu schützen. Wer jeden Tag schwere Pakete schleppt, braucht klare gesetzliche Regeln und faire Arbeitsbedingungen. Politik und Unternehmen müssen die Menschen in der KEP-Branche endlich ernst nehmen.“
Aktionen in Mannheim, Stuttgart und Freiburg
Seit Auftakt der „Fair Delivery“-Aktionswochen am 18. November finden fast täglich Aktionen vor Standorten der Zusteller-Riesen statt, beispielsweise am GLS-Verteilzentrum Mannheim, bei DHL Express am Flughafen Stuttgart und bei Amazon in Mannheim. DGB, ver.di und Faire Mobilität klären Zusteller*innen über ihre Rechte auf und bieten Hilfestellung, um sich gegen Verstöße wie unbezahlte Überstunden oder Missachtung vertraglicher Regelungen zu wehren.
Weitere Informationen zur Kampagne finden Sie unter https://bw.dgb.de/fair-delivery