Hoher Druck, harte Arbeit, schlechte Bezahlung auf der letzten Meile – und nicht nur in der stressigsten Zeit am Jahresende

Deutscher Gewerkschaftsbund Südbaden, ver.di und das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität kritisieren die Bedingungen in der Kurier- Express- & und Paketdienstbranche.

Datum

Ordnungsnummer PM 06

Hoher Druck, harte Arbeit, schlechte Bezahlung auf der letzten Meile – und nicht nur in der stressigsten Zeit am Jahresende

Deutscher Gewerkschaftsbund Südbaden, ver.di und das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität kritisieren die Bedingungen in der Kurier-Express- & und Paketdienstbranche. 

 

In den letzten Monaten des Jahres brummt traditionell der Online-Handel. Rund um die sogenannte „Black Friday Week“ und das Weihnachtsgeschäft kommt es damit auch in der Kurier-Express-& und Paketdienstbranche zu extremer Arbeitsverdichtung - und das in einer Branche, die auch in den übrigen Monaten von harten Arbeitsbedingungen und teilweise massiven arbeitsrechtlichen Verstößen seitens der Paketdienstleister und der von ihnen eingesetzten Subunternehmern geprägt ist. Gemeinsam mit der Mitgliedsgewerkschaft ver.di und dem Beratungsnetzwerk Faire Mobilität hat der Deutsche Gewerkschaftsbund eine Kampagne ins Leben gerufen:

„Fahrerinnen und Fahrer in der KEP-Branche sind besonders stark von Ausbeutung betroffen Die meist aus dem Ausland stammenden Beschäftigten leiden unter der rasant wachsenden Paketmenge und der Prekarisierung ihrer Arbeitsverhältnisse. Für viele Beschäftigte bedeutet das einen starken Anstieg der körperlichen und psychischen Belastung, während sie es finanziell kaum über die Runden schaffen. Das muss sich unbedingt ändern!“, führt Suzana Maurer, Beraterin des Netzwerk Faire Mobilität in Freiburg, aus. 

Die Missstände in der Branche verdeutlicht auch die umfangreiche Fallsammlung KEP-Branche aus den Jahren 2019 - 2024.[1] Mit der Kampagne FAIR DELIVERY soll ein erster Schritt hin zur Verbesserung der Situation gegangen werden. Es geht darum, die Beschäftigten über ihre Rechte aufzuklären, aber auch die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Seit Mitte November fanden jeweils vor Schichtbeginn Ansprache-Aktionen im Hermes-Depot in Teningen, in einem DPD-Verteilzentrum im Freiburger Norden und auch bei Amazon statt. Darüber hinaus sind bei einem Infostand in der Freiburger Innenstadt die Bedingungen in der Branche verdeutlicht worden. 

130 000 Beschäftigte arbeiten für die Logistikunternehmen und liefern dabei in der Spitze bis zu 300 Pakete am Tag aus – was etwa zwei Tonnen entspricht, also dem Gewicht eines Elefanten. Im Schnitt werden täglich fast 16 Millionen Sendungen zugestellt. Mitunter sind die Kurierfahrerinnen und Kurierfahrer sechs Tage die Woche unterwegs. 

Der zuständige Gewerkschaftssekretär bei ver.di, Deniz Zengin: „Die Arbeitgeber nutzen viele legale und illegale Tricks, um möglichst wenig für die geleistete Arbeit zu bezahlen, etwa wenn es um Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall geht oder bei Schäden an den Fahrzeugen.“ Auch zur Verfügung gestellte Mitarbeiterwohnungen sind oftmals überbelegt und teuer, Arbeitstage extrem lang. Zengin weiter: „Entscheidend zur Verschlechterung der Bedingungen trägt auch ein System der Fremdvergabe bei, mit denen Konzerne wie Amazon, Hermes, GLS oder DPD die Verantwortung an Subunternehmen auslagern.“

DGB und ver.di fordern daher von der Politik einzugreifen. Outsourcing durch Subunternehmen soll verboten werden und eine Pflicht zur Eigenbeschäftigung eingeführt werden. Das allein reicht aber nicht. Zusätzlich braucht es effektivere Kontrollen, unredliche Unternehmen müssen bei Verstößen gegen das Arbeitsrecht härter bestraft werden. Und die 20-Kilo-Grenze für Pakete muss zum Schutz der Gesundheit der Beschäftigten konsequent umgesetzt werden. 

Im Fokus der Kampagne stehen nicht tarifierte Unternehmen. Denn aus Sicht der Gewerkschaften ist klar: Nur mit einem Tarifvertrag gibt es gute Arbeit, können die Beschäftigten ihre Rechte umfassend festschreiben und hören die nicht hinnehmbaren Zustände auf. Das Wachstum des Online-Handels und der damit verbundenen Paketmengen zeigen: das Thema bleibt auch in Zukunft drängend, nicht nur am Jahresende.

[1]https://www.faire-mobilitaet.de/kurier-und-paketdienste/++co++27917df2-f48e-11ed-9340-001a4a160123

[2]https://bw.dgb.de/fair-delivery/

Hintergrund-Information: KEP-Dienste (Kurier-, Express- und Paketdienste) sind Logistik- und Postunternehmen. Die Abgrenzungskriterien zu anderen Märkten sind unter anderem das Gewicht und Volumen der Sendungen, die Geschwindigkeit des Güterversandes und die angebotenen Dienstleistungen.

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