Fast 250.000 Jugendliche in Deutschland, rund 60.000 in Baden-Württemberg, landen jährlich im sogenannten Übergangssektor, etwa in Kursen zur Berufsvorbereitung, die Bund, Land und Arbeitsagentur viel Geld kosten. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt nun: Das müsste gar nicht sein, denn die Mehrheit der Jugendlichen wäre direkt bereit für den Arbeitsmarkt.
Kai Burmeister, Vorsitzender DGB Baden-Württemberg: „Die Gewerkschaften sehen den Übergangssektor schon lange kritisch. Viele Jugendliche werden dort nur geparkt. Sie könnten in einer dualen Ausbildung ihr Potenzial entfalten und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.“
Laut der Studie könnten 26,3 Prozent der Jugendlichen im Übergangssektor sofort eine Ausbildung beginnen, wenn es für sie einen Ausbildungsplatz gäbe. Weiteren 36,4 Prozent trauen dies die für die Studie befragten Fachkräfte ebenfalls zu, sofern die Jugendlichen dabei professionell begleitet würden.
Damit wird deutlich: 62,7 Prozent der Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz bekommen, sind sehr wohl in der Lage, eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren – anders als von der Arbeitgeberseite häufig behauptet wird.
Burmeister weiter: „Die befragten Fachkräfte wünschen sich für die Betreuung der Jugendlichen das, was wir Gewerkschaften schon lange fordern: mehr personelle Kapazitäten. Das kostet Geld. Deshalb setzen sich die Gewerkschaften für die Einführung eines Zukunftsfonds für Ausbildung ein, der sowohl die individuelle Unterstützung der Jugendlichen ermöglicht als auch die ausbildenden Betriebe unterstützt. Alle Unternehmen zahlen in den Fonds ein. Die, die ausbilden, bekommen Geld zurück.“
Die Zahl junger Menschen zwischen 20 und 34 Jahren, die keine abgeschlossene Ausbildung haben, steigt. 2022 lag sie bei 379.000. Das heißt: Etwa jeder Sechste in dieser Altersgruppe steht ohne qualifizierenden Abschluss da. „Ihr Risiko, arbeitslos zu werden, ist sechsmal höher als im Durchschnitt. Diesen Jugendlichen muss man Chancen geben“, argumentiert Burmeister.